„Väter: Mehr Zeit für die Familien“, VDI Nachrichten, 17.01.2014 Nr. 3, S. 20

43% der Väter in Deutschland wünschen sich mehr Zeit für die Familie – so eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Die Ursachen für dieses Gefühl an Mangel an Zeit können endogener oder exogener Natur sein.

Die exogenen Ursachen haben zumeist ihre Wurzeln in der Unternehmenskultur, teilweise auch in der Gesellschaft.

Unternehmen wie die Väter gGmbH oder Berater wie Hans-Georg Nelles widmen sich beruflich diesem Thema: Wie lassen sich (anspruchsvoller) Beruf und entspanntes Familienleben miteinander vereinbaren? Während diese hauptsächlich die unternehmerischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufgreifen, möchte ich in diesem Blog eher den persönlichen Arbeitsstil ansprechen.

In jedem Seminar über Arbeitsproduktivität schlage ich vor, um 17.00 Uhr mit der Arbeit fertig zu sein. Ich ernte anfangs große Vorwürfe: „Ich wüsste ja nicht, wie es in der Wirtschaft so geht!“.

Kann sich eine Führungskraft leisten, regelmäßig um 17.00 Uhr das Büro zu verlassen? In Skandinavien wird dies von den Führungskräften aufgrund der Gleichbehandlung verlangt, damit Väter keinen Vorteil gegenüber Müttern haben, die pünktlich – eben um 17.00 Uhr – nach Hause müssen.

Lässt sich die Maxime auf Deutschland übertragen? Sicherlich. Fakt ist jedoch: Dies ist noch nicht geschehen und so müssen sich Führungskräfte, die Beruf und Familie in Einklang bringen wollen, ihren Weg allein durchkämpfen.

Wie könnte die Strategie lauten? Würde diese für alle Branchen gelten? Sicherlich nicht. Wer bei einem Beratungsunternehmen arbeitet, wird es da schwer haben. Sehr schwer sogar.

Wie lautet die Strategie im Land der fleißigen und gestressten (so der Spiegel) Angestellten? Die Bürozeiten für die Tätigkeiten reservieren, die dieser Infrastruktur bedürfen. Telefonate, kreative Tätigkeiten, Vorbereitungen, d.h. ortsungebundene Aufgaben, dahin verlagern, wo eine Flexibilisierung des Orts und der Zeiten erlauben.

Die Strategie schließt ein Bündel von Maßnahmen ein:

  • Sich vor Beginn einer jeden Aufgabe fragen: Notwendig? Lässt sich vereinfachen? Verschiebbar? Delegierbar? Etc.
  • Habe ich bereits eine Lösung / ein Konzept für die Aufgabe?
  • Habe ich die nötige Motivation / Inspiration?
  • Habe ich alles (alle), was (die) ich brauche?
  • Genügt ein Entwurf? Muss ich eine perfekte Ausarbeitung liefern?
  • Zeit vor Qualität oder Qualität vor Zeit?
  • Kann ich etwas fokussierter arbeiten?
  • Passen bei mir Tätigkeit und Arbeitskompetenzen zusammen?
  • Ist mein Arbeitsstil ausbalanciert?

Was passiert, wenn ich das Büro um 17.00 Uhr verlasse? Hat dies für mich negative Folgen?

Ricardo Semler hat vor mehreren Jahrzehnten das Buch „Semco: Die Firma ohne Chef“ geschrieben und beschrieben, wie er sich überflüssig machte.

Führungskräfte erzählen wie sich ihre Mitarbeiter ärgern, weil sie länger als der Chef im Büro bleiben? Arbeiten diese länger oder bleiben diese nur länger im Büro? Passt dies zum Konzept von „Semco“?

Manche Chefs leben nach dem japanischen Grundsatz: Als erster im Büro und als letzter nach Hause!

Gilt der alte Grundsatz? „Wer länger im Büro bleibt, arbeitet mehr. Er (sie) ist halt sehr wichtig!“

Warum handelt die Vater-Führungskraft richtig, wenn sie pünktlich das Büro verlässt?

Dann hat sie Zeit für:

  • den stressfreien Umgang mit der Familie
  • genügend lange Regenerationsphase
  • kreative Entspannung
  • Gesundheitsmanagement (Sport, Kultur, Weiterbildung etc.)

Welche Väter-Führungskräfte werden dann bald das Büro um 17.00 Uhr verlassen? Es werden die sein, die

  • Die wichtigsten Aufgaben bereits erledigt haben
  • Den Mut zum Gehen haben
  • Schnell genug arbeiten
  • Nein zu überflüssigen Aufgaben sagen
  • Delegieren können
  • Nicht faul sind.

Die Strategie funktioniert. Viele leben sie vor. Wer ist der nächste? Sie?

Geben Sie uns Ihre Meinung dazu!

 

Tags: Arbeitszeit, Stress, Familie, Väter, Arbeitsproduktivität, Mut, Unternehmenskultur

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