„Das 80/20 Prinzip – Mehr Erfolg mit weniger Aufwand“, Richard Koch, Campus, 1998 ist ein Bestseller. Sein Autor, ein Engländer macht Karriere in den USA und lebt heute als Buchautor und Investor in Südafrika. Er unterhält eine Fan-Seite in Facebook mit ca. 1.700 Likes.
Der Grundstein des Buches ist das 80/20 Prinzip. Das Buch will aber mehr sein als nur eine einfache Beschreibung und Erklärung dieses auf den Sozilogen Pareto zurückgehenden Prinzips, das im Übrigen im Buch kaum erwähnt wird.
Als das vorliegende Buch in Deutschland 1998 erschien, kam auch das Buch von Frau Jennifer White „Make more, work less“ (1999) in Amerika auf den Markt. Damit folgte Koch einem Trend in den USA, weg von der Hektik der Effizienz hin zu mehr Effektivität. Zu dieser Zeit lassen sich die Anfänge von zwei Arbeitsmethoden in Deutschland datieren: „Simplify your Life“ von Lothar Seiwert und die ThinkSimple® Methode.
Koch hat das 80/20 Prinzip nicht aufs Buch angewandt, so dass sich der Leser durch 300 Seiten „quälen“ muss, um die ca. 20 nützlichen Seiten zu finden. Diese Arbeit haben wir hier für Sie erledigt!
Anhand von Zitaten möchten wir den Inhalt des Buches wiedergeben.
Als Erfinder einer eigenen Arbeitsmethode (ThinkSimple®) bin ich sehr erfreut zu sehen, dass auch andere Arbeitsmethodiker zu ähnlichen oder gar gleichen Schlussfolgerungen und Begriffen kommen. Z.B. Koch verwendet den Begriff „produktive Trägheit“ für den Hinweis auf mehr nachdenken und weniger handeln. Wir nennen dies bei ThinkSimple® „operative Faulheit“. Auch die Betonung auf das Denken (Nachdenken bei Koch) vor dem Handeln kommt hier zur Anwendung wie bei ThinkSimple®. Koch O-Ton: „Das 80/20-Prinzip rät uns, weniger zu handeln und mehr nachzudenken“.
Der Autor –so wie auch Seiwert- will die Methode aufs ganze Leben angewandt wissen wie z.B. bei Unternehmensorganisationen, bei der Priorisierung von Aufgaben, bei Geld-Investitionen.
Die Kernaussage letztlich von Koch besagt, dass wir nur 20% der Aufgaben zu erledigen brauchen, um 80% der Ergebnisse zu erzielen. Oder anders ausgedrückt, wir sollen das Heil nicht in der Effizienz, sondern in der Effektivität suchen. Damit bricht er mit Covey (1989) und mit den meisten Verfechtern des (altmodischen) Zeitmanagements, auch wenn sich diese Zeitmanagement 4.0 heißen.
Während in der Effizienz von Prozentverbesserungen die Rede ist, kann die Effektivität mit Faktoren trumpfen. Koch spricht jedoch hier das Risiko an. Effektivität, d.h. Aufgaben weglassen, erfordert Entschlossenheit und Mut zum Risiko. Daher spricht Koch von der Zeitrevolution. An einer Sitzung nicht teilzunehmen, bedeutet Zeiteinsparung. Die Entscheidung muss jedoch „sitzen“, sonst kann es daneben gehen.
Das Credo von Koch „Die Branchenführer denken und handeln anders“. Und noch weiter „Als braver Befehlsempfänger, der tut, was man von ihm erwartet, der pflichtschuldigst zu allen vorgeschriebenen Besprechungen erscheint, der genauso handelt wie die Mehrheit seiner Kollegen oder die sozialen Konventionen seiner Rolle einhält, werden Sie wohl kaum die wertvollsten 20 % Ihrer Zeit verbringen“.
Koch ist höchst radikal in seinen Aussagen über die Selbstbestimmung. Das kennen wir bereits von anderen Autoren Förster-Kreuz (2013) wie auch von Sprenger (2010). Anders als Förster – Kreuz (2013) sieht er die Selbstbestimmung ausschließlich durch eine berufliche Selbstständigkeit oder eigene Firmengründung. Förster – Kreuz (2013) sehen eine Möglichkeit der Selbstbestimmung auch als Angestellter im Unternehmen.
Im Laufe des Buches kommen vereinzelt sehr interessente Sätze zusammen. Ich reihe diese nacheinander und kommentiere sie.
„Als ich die erste Unternehmensberatung verließ und in die zweite eintrat, stieg in beiden der Durchschnitts-IQ. Doch das Erstaunliche war, dass meine neuen Kollegen effektiver waren als meine alten“.
Was nicht anders heißt, dass intelligente Menschen zuweilen etwas komplizierte denken und handeln.
Koch formuliert es wie folgt: „Komplexität wirkt anregend und ist eine intellektuelle Herausforderung… und schafft interessante Aufgaben für Manager“.
Koch kennt das 80/20 Prinzip ist zwei Formen: Analyse (vergangener Ereignisse) und Denken (für künftige Ereignisse). Für die Analyse verwendet er „Big Data“; fürs Denken die Intuition. Damit verfolgt er den gleichen Ansatz wie Peter Kruse.
Koch formuliert es so: „Auf jede quantitativ ermittelte Erkenntnis sollten hundert durch Intuition und den persönlichen Eindruck erschlossene Einsichten kommen“.
Koch kannte den Begriff „Smart Worker“ nicht. Er traf jedoch die Seele des Smart Werkers als er formulierte: „Ich gelangte … zur der Überzeugung, dass … am richtigen Ort zu sein, war viel besser, als klug zu sein und hart zu arbeiten. Am besten fuhr man, wenn man sich nicht auf die Anstrengungen, sondern auf die Ergebnisse konzentrierte“.
In jedem Seminar über Umgang mit Vorgängen (Arbeitsproduktivität) wird (unausweichlich) die Frage gestellt: Wie kann ich besser priorisieren? Die Antworten der Trainer fallen unterschiedlich je nach Methode und Erfahrung aus. Koch skizziert hier eine halbe Antwort: „80/20-Denken bedeutet, sich ständig zu fragen: Was sind die 20%, die zu den 80% führen?“
Die Quintessenz des 80/20 Prinzips ist die Komplexitätsreduktion. Und so widmet Koch ca. 40 bis 50 Seiten diesem so spannenden Thema. Er beginnt mit einer These: „Geschäftsleute scheinen die Komplexität zu lieben“. Zu dieser Erkenntnis bin ich vor Jahren gelangt, wobei ich das Spektrum erweitern würde: „Jeder kleine Perfektionist liebt die Komplexität“.
Ist aber die Komplexität so schädlich? Die Antwort liefert Koch: „In dem Maße, wie die Komplexität eines Unternehmens zunimmt, fallen seine Erträge“. Auf die handelnden Personen heruntergebrochen bedeutet: „Je mehr Komplexität, desto weniger Produktivität“. Und nochmals Koch: „Im beruflichen wie im privaten herrscht eine natürliche Tendenz zu übermäßiger Komplexität“.
Und nach dem sich Koch mit der Komplexität ausführlich befasst hat, kommt er auf die Lösung: Einfachheit heißt das Losungswort (so ein Zufall!): „Die Verfechter des 80/20-Prinzips werden keinen durchgreifenden Wandel der Wirtschaft herbeiführen können, solange es ihnen nicht gelingt, den Nutzen der Einfachheit zu beweisen“. Vielleicht ist ja kein Zufall, dass unsere Arbeitsmethode ThinkSimple® heißt!
„Die vielen unwesentlichen (Aufgaben) verursachen die vorherrschende Trägheit und Ineffektivität“. Es erfordert –so Koch- jedoch viel Mut, Einsicht und Erfahrung zu wissen, welche Tätigkeiten zu den 20% gehören!
„Alle effektiven Techniken zur Kostensenkung beruhen auf drei 80/20-Erkenntnissen: Vereinfachung durch Einstellung unrentabler Tätigkeiten, Konzentration auf einige entscheidende Verbesserungskriterien, und Leistungsvergleich“. Ersetzen Sie bitte das Wort Kostensenkung durch Ihren alltäglichen Arbeitsaufwand und „le voilà“ haben Sie die Lösung für die Reduktion Ihres täglichen Arbeitspensums.
Wollen Sie vorankommen? Dann –so Koch: „Fortschritt setzt Einfachheit voraus; und Einfachheit erfordert Entschlossenheit“.
Und zu guter Letzt behandelt Koch auf drei interessante Punkte: Kreativität, entspanntes Handeln und soziale Kompetenzen. Punkte, die Sie (leider) bei der Zeitmanagement – Lehre vermissen werden.
Zur Kreativität: „Legen Sie ehrgeizige Ziele fest. Verzweifelte Situationen führen zu kreativen Lösungen“.
Zum entspannten Handeln: „Aus einer entspannten und kooperativen Haltung gegenüber der Zeit erwachsen Kenntnisse und Nutzen. Nicht die Zeit ist der Feind, sondern unser Umgang mit ihr“
Zu Stressfreiheit dank sozialer Kompetenz: „Es ist medizinisch erwiesen, dass wir ein hohes Ausmaß an Stress verkraften können, wenn wir einige ausgezeichnete persönliche Beziehungen pflegen“.
Diese Punkte brauchen wir nicht zu kommentieren. Diese sind seit Jahren feste Bestandteile der ThinkSimple® Methode.
Koch, Covey, White, Förster-Kreuz sind allesamt keine Psychologen und sind in der Lage alltagstaugliche Lösungen für den modernen Berufstätigen zu liefern. Sie alle haben etwas gemein: Empirische Verhaltensforschung. Sie haben das menschliche Verhalten im beruflichen (wie im privaten) Umfeld beobachtet. Sie haben die Ergebnisse der Beobachtungen mit den Erkenntnissen der Wissenschaft angereichert und so gelangen Sie zu nützlichen Hinweisen für den arbeitenden Menschen.
Wir geben Koch das letzte Wort: „…Eigenschaften des 80/20-Denkens … tiefgründig, unkonventionell, hedonistisch, strategisch und nichtlinear, in Kombination mit einer entspannten und selbstbewussten Haltung“.
Geben Sie uns Ihre Meinung dazu!
Literatur
- Steffen Covey “The Seven Habits of Highly Effective People“, New York, 1989
- Jennifer White „Work Less, Make More“, Wiley, 1999
- Reinhard Sprenger „die Entscheidung liegt bei Dir“, Campus, 2010
- Anja Förster-Peter Kreuz „Hört auf zu arbeiten – Eine Anstiftung, das zu tun, was wirklich zählt”, München, 2013
- Peter Kruse in Wikipedia
Links
Steffen Covey http://blog.thinksimple.de/allgemein/covey-zeitmanagement-4-0/
Jennifer White http://blog.thinksimple.de/allgemein/make-more-work-less-jennifer-white-1999/
Karl de Molina http://blog.thinksimple.de/allgemein/die-kunst-auch-mal-nein-zu-sagen-focus-412012-beate-strobel-s-86-97/
Anja Förster – Peter Kreuz http://blog.thinksimple.de/allgemein/die-ode-auf-die-freiheit-hoert-auf-zu-arbeiten-foerster-kreuz-2013
Karl de Molina http://blog.thinksimple.de/allgemein/ist-ihre-arbeitsmethode-noch-aktuell-da-kann-die-thinksimple-methode-abhilfe-schaffen/